War
gegen Mitternacht Feierabend im "Closed Eye" in der Bundesalle
in Wilmersdorf, zog es uns in die Augsburger Straße nach Schöneberg.
Um diese Zeit gings da erst richtig los. Hier war das "Candy".
Ein Doppelladen für jeweils unterschiedliches Publikum. Linker
Eingang für Normalos, Gammler und Rotlichtsüchtige. Rechter
Eingang, eine Nobel-Bar für hochhackige Damen und Herren mit dicken
Brieftaschen. Durch welche Tür WIR gingen, muß ich nicht
beschreiben. Nach dem Eingang gabs den Tresenraum, rechts ein kleiner
Zusatzraum mit ein paar Bänken und Tischchen und am Ende ein kleines
offenes Kabuff für die Diskothek. Conny schaffte es, hier an manchen
Abenden Platten aufzulegen. Diese Kneipe hatte ihre Eigenheit: hier
verkehrten (außer uns und Sinnesgenossen) jede Menge Schwule,
Lesben, Nutten und Zuhälter. Wie gesagt, man war ja in der Augsburger
Straße. In dieser Gegend gab es damals eine ganze Menge solcher
Läden. Fugger- und Motzstraße - nicht zu vergessen die ganze
Nollendorfplatz-Gegend und natürlich der Straßenstrich auf
der Potsdamer Straße - war ja Rotlichthochburg. Ganz viel anders
ist das heute auch nicht, bis auf einige Läden, die es natürlich
nicht mehr gibt. Auch die Damen-Lauf-Maile hat sich verlagert. Aber
dafür gibts heute andere Läden im selben Kietz. Hielt sich
jemand im "Candy" zu lange mit einer Cola auf, mußte
er damit rechnen, daß er nur nach Bestellung eines neuen Getränks
bleiben durfte. Oder - etwa einschlafen auf Stuhl oder Bank gabs auch
nicht. Wehe, wenn der Kellner kam. Der hatte einen Elektrostab und
hielt den mal kurz an den Arm oder das Bein. Das funktionierte gut,
flugs wurde der Delinquent hellwach! |
Folgende
Scene spielte sich ab: Ein Zuhälter namens Achim betrat den Laden.
Er bestellt was zu trinken. Schaut zu Conny ins Kabuff und ruft rüber
"spiel mal 'Moon Light' von Ted Herold!". Conny ganz erschrocken:
Das habe ich nicht. Daraufhin fliegt das Glas von Achim zu Conny, der
sich gerade noch ducken kann. Klatsch!! Es zerdeppert an dem Bretterverschlag,
der vor der Diskothek quer angenagelt ist. Dann schaut mich dieser
Achim an und meint, "Kleener, komm mal her!". (Ach du Scheiße)
"Hier haste meine Schlüssel, jeh mal zur Fuggerstraße
10, zweeter Stock rechts, det is meine Wohnung. Hol die Platte aus
dem Plattenschrank. Und komm nicht ohne wieder!" kam noch hinterher.
Mann oh Mann. Aber ich machte das und kam in eine völlig nüchterne
Wohnung. Ich durchsuchte den ganzen Wust Singleplatten und fand die
Scheibe dann auch. Ich mußte immer an Conny denken. Der lebt
da ja ganz schön gefährlich. Zurück im "Candy"
übergab ich Schlüssel und Platte diesem Achim. Und bei "Mu
hu hun leit" bekam ich ein großes Bier von dem Herrn Zuhälter.
Prost! |